1383 wurde Meynersdorff (damalige Schreibweise) erstmals urkundlich erwähnt.
Die Gründung der „Kapelle der Seeligen Jungfrau Maria“, die damals noch zum Pfarramt Jahnsdorf gehörte, fällt in die Jahre zwischen 1415 und 1429.
Diese Kapelle hatte einen sehr markanten, schmalen, hohen Kirchturm und muss zur damaligen Zeit im Zwönitztal ein häufig frequentierter Wallfahrtsort gewesen sein.
Die Kapelle enthielt bereits 2 bedeutende Schätze, die uns bis heute, durch die Wirren der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen vergangener Jahrhunderte und Zerstörungen in der Reformationszeit (sog. Bilderstürmer) glücklicherweise erhalten geblieben sind.
Diese Schnitzwerke unbekannter Meister sind die „Maria mit dem Kinde“ und der Flügelaltar mit Anna Selbdritt.
Das ältere Werk ist die Marienfigur (um 1450), welche damals wahrscheinlich den Altar-Mittelpunkt darstellte, ausgehend von dem Patrozinium der Kapelle.
Auf ihrem linken Arm hält sie das Christuskind, das einen Paradiesapfel in der Hand hält. Sie steht auf einer grünen Fläche, welche die Erde symbolisieren soll, getragen vom darunter quer liegenden Mond.
Der Flügelaltar als solcher (um 1490) ist recht grob gearbeitet und beinhaltet Anna Selbdritt (begrifflich: selbst / zu dritt / Anna, Maria, Jesus), deren Gesichtszüge im Vergleich zur Marienfigur wesentlich feingliedriger und zarter gearbeitet sind.
Im goldenen Mantelsaum befindet sich die Inschrift „hilf Sankt Anna Selbdritt“. Auf ihrem rechten Arm hält sie das Christuskind mit Weltkugel in seiner Hand und auf dem linken Arm Maria, die in der Bibel liest.
Auf den bemalten Innenseiten der Altarflügel ist auf der rechten Seite der Bischof Wolfgang von Regensburg (verst. 994) zu sehen. Ein zu dieser Zeit häufig dargestellter Heiliger, erkennbar an seinen Insignien: das Kirchenmodell in seiner Hand, mit Bezug zu unserer damaligen Kapelle, was man am hohen spitzen Kirchturm erkennt und die eingeschlagene Axt im Kirchturm mit Bezug auf die Sage zu Bischof Wolfgang. Auf dem linken Flügel wird wahrscheinlich der Meißner Bischof Rudolf von Planitz (verst. 1427) dargestellt. Ihm zu Füßen kniet ein Meinersdorfer Bauer, der um den Kapellenbau in Meinersdorf bittet.
Diese beiden Kunstwerke wurden im Jahre 1903 auf dem Kirchenboden wiederentdeckt, nachdem sie mit in den Kirchenneubau umgezogen sind, wahrscheinlich mehr als 160 Jahre im alten und dann auch im neuen Altarraum keine Aufstellung fanden. Gründe könnten die im Mittelalter und in der Barock-Zeit sehr häufig stattgefundenen Kirchenumgestaltungen gewesen sein, jedenfalls werden in der Kircheninventarliste von 1736 die beiden Kunstwerke nicht mehr erwähnt oder erfasst. 1904 wurden sie in Dresden restauriert und erst 1905 wieder in der Kirche präsentiert.
Der Neubau auf den alten Grundmauern der bisherigen Kapelle im Jahr 1812 war notwendig geworden, da der bereits erwähnte hohe Kirchturm nach vorher stattgefundenen Reparaturen einsturzgefährdet war. Zuvor stand die alte Kapelle mit Einführung der Reformation lange Zeit „wüst“ (1539-1812), also ungenutzt.
Der Zustand der Kirche muss zu Beginn des 19. Jahrhunderts so beklagenswert gewesen sein, dass in den schweren Jahren der napoleonischen Besetzung nur ein Abbruch und Neubau der Kirche sinnvoll erschien. Nach den Unterlagen wurde die alte Kirche 1811 abgetragen und schon ein Jahr später konnte die neue Kirche geweiht werden.
Es gab und gibt keinen Grund für evangelische Christen, eine nach der Mutter Jesu benannten Kirche umzubenennen – und so hat diese Kirche ihren Namen bis heute behalten.
Am 18.10.1812 fand die Einweihung der neu gebauten Kirche an der Straße nach Jahnsdorf statt.
Die gegenüber dem Altar befindliche Orgel wurde 1912 von der Fa. Schmeisser aus Rochlitz gebaut.
Zuvor befand sich lange Zeit aus Kostengründen keine Orgel im Kirchenneubau, erst 1815 wurde eine gebrauchte Orgel von der Gemeinde Niederwiera in Thüringen gekauft.
Des Weiteren befindet sich noch ein bemerkenswerter heller Taufstein unbekannten Datums rechts vom Altar in unserer Kirche.
Die geschnitzten Figuren (Johannes/Maria/Jesus am Kreuz) auf dem Altar stammen von einer Thüringer Künstlerin aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Es wurden im Laufe der letzten über 200 Jahre mehrere Umbauten und Renovierungs-arbeiten in unserer Kirche durchgeführt.
So wurde vermutlich bei der Innenrenovierung im Jahre 1864, der ursprüngliche schlichte klassizistische Stil, den der Erbauer Lohse aus Pleißa geprägt hatte, verändert und eine aufwändige Innenbemalung (siehe Bild) vorgenommen. Diese wurde später wiederum übertüncht und bis heute nicht wieder hergestellt.
1906 wurde der Dachreiter für ein neues 3-glockiges Geläut vergrößert und 1912 das Treppenhaus angebaut. 1996 erhielt die Marienkirche eine Gasheizung, welche die bisherige Kohleheizung ablöste. Im Jahr 2025 wird nun eine Elektro-Einzelbankheizung eingebaut.
Im Jahre 2008 wurde der neue Eichenglockenstuhl fertiggestellt. Die beiden Eisenhartgussglocken aus dem Jahre 1949 wurden durch zwei Bronzeglocken, die in der Glockengießerei in Lauchhammer gegossen worden waren, ersetzt und feierlich geweiht. Die älteste Glocke ist nunmehr die mittlere aus dem Jahre 1920. Die beiden Eisenhartgussglocken sind auf dem Friedhof aufgestellt und zeugen vom Willen zum Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg. Auf der neuen großen Glocke ist das Abbild der Marienfigur eingegossen.
Im Jahr 2012 wurde in unserer Gemeinde das 200-jährige Jubiläum des Kirchenneubaus, nach Innen-, Außen- und Orgelrenovierung festlich begangen.
Pfarrerliste
Bis 1922 gehörte Meinersdorf als Filialkirche zum Pfarramt Jahnsdorf und ist von dort aus versorgt worden. Ab 1922 war die Pfarrstelle mit einem eigenen Pfarrer besetzt.
Pfarrer der Ev.-Luth. Marienkirchgemeinde Meinersdorf ab 1893 - zur Liste als PDF: BITTE HIER KLICKEN!